Warme Füße für den Spargel
Mit Spezialfahrzeug wurden Rohrschlangen entlang der Spargeldämme am Krewelshof Eifel in Obergartzem verlegt – „Fußbodenheizung“ für die Spargelpflanzen für besseres Wachstum und Qualität – Bauer Theo Bieger hofft auf nachhaltige Wärme durch Abwasser
Mechernich-Obergartzem – Der Klimawandel macht den Menschen zu schaffen – auch und gerade den Landwirten, denn das Wetter wird immer unberechenbarer und die Pflanzen müssen vor extremer Hitze und Kälte, Nässe und Trockenheit geschützt werden. Einen weiteren Schritt zu nachhaltigem und gleichzeitig optimiertem Spargelanbau hat jetzt der Krewelshof Eifel in Obergartzem gemacht.
Auf einer Parzelle ließ Bauer Theo Bieger Rohrschlangen entlang der Spargeldämme verlegen. Er hofft, künftig mit der Wärme aus dem Abwasser der nahegelegenen Industrie seinen Spargel beheizen zu können, denn der hat gern warme Füße: Erst bei 15 Grad an den Wurzeln beginnt das sogenannte „Königsgemüse“ zu wachsen.
Rohrschlangen verlegt
Etwa zwei Hektar groß ist das Feld, auf dem nun mit einem Spezialfahrzeug der niederländischen Firma „Hendriks & Smits“ gleichzeitig die Spargelpflanzen in gleichmäßigen Abständen in den Boden gepflanzt wurden, während rechts und links davon die Rohrschlangen verlegt wurden.
„Einfach genial“, begeistert sich der 17-jährige Elias Hartmann, der gemeinsam mit seinem Bruder Raphael bei der Aktion dabei ist und immer da unterstützt, wo gerade eine helfende Hand gebraucht wird. Seit einigen Monaten ist er mit einem Mini-Job auf dem Krewelshof beschäftigt und hat dort schon allerlei ausprobiert, von der Arbeit im Hofladen über das Pflanzen von Gemüse bis zu kleinen Reparaturen auf dem Außengelände.
Eben alles, was auch ein Landwirt machen muss. Auf dem Spargelfeld ist seine Begeisterung offensichtlich: „Das ist genial. Wie oft hat man schon Gelegenheit dabei zu sein, wenn mit so einer Technik Spargel gepflanzt wird?“
2 in 1: Spezialfahrzeug und Pflanzmaschine
Das Fahrzeug, mit dem die niederländische Firma seit etwa vier Jahren in Holland und Deutschland im Einsatz ist, schafft drei Reihen gleichzeitig. Mit je einem Pflugschar wird eine Rille in den Boden gegraben. Links und rechts am Schar vorbei werden die Wasserrohre geführt, die von mehreren Spindeln auf dem Traktor abgerollt werden.
Auf einem Anhänger sitzen je zwei Personen an einem Rad und legen gleichzeitig und in gleichmäßigen Abständen die gespreizten Spargelpflanzen darauf, die während der Fahrt über das Rad in den Boden gleich mit eingearbeitet werden. Mit einer integrierten Schaufel wird anschließend wieder Erde über die Rille geschoben und mit dem Rad des Anhängers verdichtet.
Früher aus dem Winterschlaf
„Das Fahrzeug haben wir selbst entwickelt. Die Technik mit den Rohrschlangen ermöglicht es dem Spargel, früher im Jahr aus dem Winterschlaf zu erwachen“, erklärt Marcel Pluk von Hendrix & Smits. „Entscheidend ist allerdings, dass wir hier zufällig die Chance haben, die Wärme aus dem Abwasser der Industrie zum Beheizen unserer Pflanzen zu nutzen“, erklärt Bauer Theo Bieger und ergänzt: „Es braucht heute überall kreative Ideen, um nachhaltig und ressourcenschonend arbeiten zu können.“
Dafür muss er ein nicht unerhebliches Risiko eingehen, denn bisher ist nicht abschließend geklärt, ob er die Wärme aus dem Abwasser der nahegelegenen Industrie nutzen kann und darf. Die Spargelpflanzen, die jetzt auf dem Feld direkt hinter dem Obergartzemer Krewelshof gepflanzt werden, müssen aber erst einmal zwei Jahre wachsen, bevor sie ihren vollen Ertrag bringen. „Spargel hat ein enormes Wurzelwachstum, etwa einen Kubikmeter um die Pflanze herum – da kann ich im Nachhinein keine Rohre mehr verlegen, ohne die Pflanzen zu zerstören“, erklärt der Landwirt aus der Eifel.
Wärme motiviert zu doppelter Lebenszeit
Er weiß: „Wenn der Spargel Wärme an die Füße bekommt, dann ist er sehr viel motivierter und wächst schneller nach oben. Das bringt auf der einen Seite bessere Qualität für dieses anspruchsvolle Gemüse. Zum anderen kann ich den Spargel, wenn er früher mit dem Wachstum beginnt, auch früher ernten – und umgekehrt bleibt dann eine längere Phase, in der sich die Pflanze regenerieren kann.“
Dieser nachhaltige Anbau sorgt außerdem dafür, dass der Spargel je nach Bodenart bis zu zehn oder sogar zwölf Jahre auf einem Feld angebaut werden kann – im Gegensatz zur Normalkultur, wo der Spargelanbau sechs bis acht Jahre auf einem Feld bleiben kann.
In Obergartzem wurden auf der Parzelle von zwei Hektar insgesamt 40.000 Spargelpflanzen eingesetzt, jede Pflanze zu 50 Cent. Gleichzeitig wurden 19 Kilometer Rohrschlangen verlegt – eine Investition von rund 50.000 Euro für Material und Arbeit. Ziel ist es, den Spargel bei optimaler Qualität jedes Jahr pünktlich ein bis zwei Wochen vor Ostern ernten zu können – dann, wenn auch die Kunden in der Region sich traditionell auf die ersten leckeren Gerichte mit frischem deutschen Spargel freuen.