Morgens gepflückt, abends im Mund

Mechernich-Obergartzem – Während die Temperaturen draußen in mancher Nacht noch unter null gingen, war es im Erdbeertunnel von Bauer Theo Bieger in Obergartzem schon kuschelig warm. „Aber auch Licht ist ein großer Faktor für die Reifung“, erklärt der Landwirt: „Wir hatten verhältnismäßig wenig Sonnenschein zu Beginn des Frühjahrs, deshalb haben die Erdbeeren nur langsam ihre Blattmasse gebildet, die sie aber zum Nährstoffaustausch brauchen.“ So kommen die Kunden in diesem Jahr erst später als erhofft in den Genuss der süßen Früchte.

Dabei ist die Natur durchaus anpassungsfähig: Nach nur wenigen Tagen Sonne stehen die Erdbeeren schon in voller Blüte und: „Aus jeder Blüte wird eine Erdbeere“, verspricht Theo Bieger. Zum Teil befruchten sich die Erdbeeren zwar selbst, doch mit Unterstützung der Hummeln, die Theo Bieger als fleißige Helfer organisiert hat, klappt das natürlich noch besser. „Eine Welt ohne Bienen und Hummeln funktioniert einfach nicht“, betont er.

Eine Hummel bestäubt die ersten Erdbeeren im Folientunnel auf dem Krewelshof.

Auf regionale Anbieter setzen

Im Erdbeertunnel werden Temperatur und Luftfeuchtigkeit automatisch geregelt, die Bewässerung läuft über das im hofeigenen See gesammelte Regenwasser von den Krewelshof-Dächern. Denn Erdbeeren brauchen viel Wasser – schließlich besteht die rote Frucht am Ende selbst zu 90 Prozent aus Wasser. Im Schnitt braucht es zur Herstellung einer Schale Erdbeeren mit 500 Gramm eine ganz Badewanne voll Wasser, also rund 150 Liter, so die Umweltstiftung WWF Deutschland.

Umso wichtiger ist es deshalb, beim Erdbeerkauf auf regionale Anbieter zu setzen. Denn im Vergleich zu den günstigeren Erdbeeren zum Beispiel aus Spanien verzichtet man hier nicht nur auf den klimaschädlichen Transport, sondern schont auch den Wasserverbrauch. Zwar sind die Erdbeeren im wärmeren Klima des Südens früher reif, doch gleichzeitig brauchen sie im trockeneren Klima auch mehr Wasser, da dort eben auch mehr verdunstet. Problematisch ist das vor allem dann, wenn es in den Regionen, in denen die Erdbeeren angebaut werden, an sich schon nur wenig Wasser gibt.

Theo Bieger erklärt, wie der Erdbeeranbau auf dem Krewelshof aussieht.

„Bei uns werden die Erdbeeren morgens gepflückt und landen spätestens abends im Mund unserer Kunden“, sagt Bauer Theo Bieger mit einem Augenzwinkern. Dabei ist ihm beim Blick auf den Erdbeeranbau eigentlich kaum zum Lachen. Gestiegene Betriebskosten – hohe Energiepreise und der seit dem vergangenen Jahr um 25 Prozent gestiegene Mindestlohn – machen es den Landwirten schwer, Erdbeeren (oder beispielsweise auch Spargel) gewinnbringend anzubauen.

Bald die ersten roten Früchtchen

„Der Markt lässt es nicht zu, dass wir als Produzenten die gestiegenen Kosten in gleichem Maß an unsere Kunden weitergeben“, erklärt Theo Bieger. Zumal die Kunden aufgrund der allgemein gestiegenen Kosten wieder mehr auf günstige Angebote achteten: „Die Achtsamkeit für Regionalität und Bio-Produkte ist zurückgegangen“, weiß auch Ralf Nörthemann von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Um sich auf die veränderten Bedingungen einzustellen, wachsen die Erdbeeren auf dem Krewelshof Eifel auf Stellagen. So braucht es nur einen Bruchteil der Helfer bei der Ernte – und ist gleichzeitig bedeutend rückenschonender als das Abernten von der Erde. Bald kann es losgehen: Bauer Theo Bieger rechnet für Anfang Mai mit den ersten roten Früchtchen.

Auf Stellagen wachsen und gedeihen die Erdbeeren auf dem Krewelshof ideal.