Acker und Garten im Winter
Landwirt Theo Bieger vom Krewelshof gibt Tipps für die Arbeit rund um Obst- und Gemüseanbau in der kalten Jahreszeit – Felder und Gemüsebeete umspaten, Pflanzkartoffeln vorkeimen, winterlicher Obstbaumschnitt
Mechernich-Obergartzem – Mancher wird es noch aus Kindertagen kennen, das Lied vom Bauern, der im März die Rösslein einspannt und von morgens bis abends eggt, pflügt und sät. Während er im Sommer und Herbst die Früchte seiner Arbeit erntet, gibt es im Winter – so heißt es in dem Lied – „manch fröhlichen Schmaus“ und im Frühling beginnt die Feldbestellung.
Landwirte wissen, dass das nur die halbe Wahrheit ist, denn auch im Winter haben sie genug zu tun, um ihre Felder, Wiesen und Obstplantagen auf die Vegetationsperiode vorzubereiten. Die Bodengare will gefördert, die Aussaat vorbereitet und die Obstbäume um eines guten Ertrages und guter Baumgesundheit willen beschnitten werden.
Landwirt Theo Bieger vom Krewelshof mit Standorten in Mechernich-Obergartzem (Eifel) und Lohmar gibt Tipps, wie man sich die Natur auch in der kalten Jahreszeit zunutze machen kann. „Tatsächlich ist der Frost ein wichtiger Verbündeter, denn er lockert die Erde. Gerade schwere Böden mit Lehm- oder Tonanteil profitieren davon, wenn sie vor dem Winter einmal umgegraben werden.“
Umspaten für Bodengare
„Umspaten“ nennt Bauer Theo das, während er die Arbeit mit dem Spaten direkt auf dem Feld demonstriert. Ideale Bedingungen dafür herrschen, wenn Frost nachts den Acker gefrieren lässt und über Tag die Sonne auf die Erde scheint: „Auch im Winter muss der Landwirt immer den Wetterbericht im Auge behalten. Es hilft natürlich auch die Erfahrung, wann der richtige Zeitpunkt zum Umspaten gekommen ist.“
Mit dem Umgraben entstehen Freiräume in der Erde, die sich mit Wasser füllen können. Mit dem Frost gefrieren diese Wasserpartikel und sprengen den Boden regelrecht auf. Diesen Vorgang, der die Erde lockerer und feinkrumiger werden lässt, nennt man „Bodengare“.
In der so aufgelockerten Erde ist mehr Platz für Luftporen. Dadurch hat der Boden gleichzeitig die Chance, untergegrabene Pflanzen besser verrotten zu lassen. Gleichzeitig kann vermieden werden, dass Pilzbefall weitergetragen wird. „Dann müssen wir im Idealfall gar nicht spritzen, können also komplett auf Chemie verzichten“, betont Theo Bieger. Ein Tipp, den auch Hobbygärtner für ihren Gemüsegarten oder das Hochbeet nutzen können.
Prinzessin im Tunnel
Mitte bis Ende Januar kommen schon die jungen Erdbeerpflanzen aufs Feld. Bauer Theo nutzt dazu moderne Technik mit Tunnel. Die „süße Prinzessin“, wie man die sensible Frucht auf dem Krewelshof nennt, wird in den Tunneln bewässert, vor Frost geschützt, auf Stroh gebettet und kann dort viele Sonnenstunden tanken, ehe ihr Wachstum mit noch wärmeren Temperaturen richtig Fahrt aufnimmt. Bauer Theo: „Durch den Tunnel kommen wir schon jetzt auf 15 bis 18 Grad, wenn draußen noch Temperaturen um den Nullpunkt herrschen.“
Auch bei den Erdbeerpflanzen kann der Krewelshof auf Spritzmittel verzichten. Stattdessen kommt es auf eine gute Wasserversorgung der jungen Pflanzen an: Jetzt darf bloß keine Düse des komplexen Bewässerungssystems verstopft sein, sonst herrscht an der betreffenden Pflanze akuter Wassermangel…
Im Februar werden die Pflanzkartoffeln zum Vorkeimen ausgebracht und es wird Zeit für den Winterschnitt an den langen Obstbaumreihen rings um Zülpich-Enzen. Kirschen, Pflaumen, Birnen und Äpfel werden auf dem Krewelshof selbst angebaut. Durch den Schnitt bekommen die Bäume wieder mehr Licht. „Ohne Schneiden geht es nicht“, weiß Bauer Theo: „Hier müssen wir der Natur erst etwas nehmen, damit sie uns später etwas zurückgeben kann. Sein Tipp für Hobbygärtner: „Jeder Ast für sich und nicht zu viel – sonst geht der Baum ein.“
Mut zur Lücke im Geäst
Ziel ist eine licht- und luftdurchlässige Baumkrone, sodass das Licht alle Früchte erreichen kann und der Wind die Blätter nach einem Regenschauer schnell wieder trocknet, um den Baum vor einem Pilzbefall zu schützen. Man könnte sagen: „Mut zur Lücke im Geäst“. Bauer Theo spricht aus Erfahrung: „Wir haben lieber 70 schöne große Früchte am Baum als 500 winzig kleine.“ Und wenn dann endlich „die Früchte der Arbeit“ geerntet werden können, gibt es auf dem Krewelshof Erdbeeren, Äpfel oder Kürbisse ohne lange Transportwege direkt zu kaufen oder weiterverarbeitet als Marmeladen, Säfte, Dips und Co.
Kurze Transportwege kommen dem Krewelshof auch während der Corona-Pandemie zugute, in der viele andere Unternehmen von Lieferschwierigkeiten betroffen sind. Der Hof setzt in seinem gesamten Sortiment auf regionale Produkte und regionale Lieferanten. Neben dem selbst angebauten Obst und Gemüse gibt es deshalb auch Käse von eigenen Ziegen aus der hofeigenen Käserei und Backwaren aus der Krewelshofer Backstube.
„Die Leute kommen immer wieder, weil sie den konstant guten Geschmack und die Konsistenz unserer Früchte und Produkte schätzen“, erzählt Theo Bieger zwischen den Baumreihen seiner Obstwiesen: „Diesen Beruf und seine Erzeugnisse muss man lieben“. Und dahinter her sein, dass alles zur rechten Zeit getan wird…